Italien

Gardasee & Co.: Muss nicht wieder sein

Nach nun mehr 2 Wochen verlassen wir schließlich die ligurische Küste und peilen den Iseosee im Norden Italiens an. Unsere Fahrt führt uns durch die nördlichen Ausläufer des Appeningebirges mit seinen überall verstreut liegenden kleinen Ortschaften und anschließend durch die flache Po-Ebene vorbei an „Barilla“, der größten Nudelfabrik Europas . Kurz vor dem Iseosee verlassen wir die Autobahn und müssen erst dinmal schlucken. 25, 10 € müssen wir nun zahlen. Dafür gibt`s halt heute Abend keinen Campingplatz! Somit bleiben wir in Iseo auf dem großen kostenlosen Parkplatz eines Unternehmens stehen. Auf einem Parkplatz kurz vorher kann man kostenlos Wasser auffüllen. Es gibt sogar einen Hahn mit Sprudelwasser. Leider wird dieser Service aber zwischen 19 und 7 Uhr abgeschaltet. Pech für uns, denn wir haben schon 20 Uhr. Aber wir haben ja noch genug Wasser in unseren Kanistern…Die nächsten Tage erkunden wir den Iseosee.  Auf der Ostseite laufen wir einen Teil des Wanderweges „Valeriana“, der einer alten Handelsroute folgt, die von Iseo im Südosten nach Pisogne im Nordosten führt. Um ihn komplett zu meistern, benötigt man etwa 9 Stunden. Das ist uns aber zu lang. Wir picken uns daher den schönsten Abschnitt heraus, der in Tassano, oberhalb von Sulzano, beginnt und durch mehrere Dörfer bis nach Dosso führt. Die Dörfer liegen alle etwas erhöht, so dass man zwischendurch immer wieder schöne Ausblicke auf den See Richtung Norden hat. Kurz hinter Gandizzano drehen wir allerdings wieder um, da man nun durch belanglose Wohnstraßen läuft und keine Aussichten mehr hat. Auf dem Rückweg machen wir einen kleinen Abstecher über eine Wiese zu einem mit Gras bewachsenen Hügel, von dem man die beste Aussicht der ganzen Strecke hat. Wir lassen uns hier erst einmal nieder und genießen das See- und Bergpanorama bei strahlendem Sonnenschein. Links vom Hügel blickt man auf die Monte Isola, der größten bewohnten Seeinsel Europas. Und vor uns der wunderschöne Blick auf den sich um die Berge schlängelnden See, die gen Norden immer höher werden. In der Ferne kann man im Dunst sogar noch ein wenig Schnee auf den Bergkuppen erkennen.


Nach der Wanderung fahren wir weiter über die Nordseite des See auf die Westseite. Zwischen überhängenden Felsen, die mit Netzen gesichert sind, und dem See, geht es auf einer schmalen kurvigen Straße weiter Richtung Süden. Immer wieder müssen wir an einer Seitenbucht halten, um den Gegenverkehr vorbeizulassen.


In Riva de Solto, dem „malerischten Dorf des Iseosees“ bleiben wir auf dem Parkplatz gleich am Beginn der Seepromenade zum Übernachten stehen.

Noch am gleichen Abend spazieren wir an der Promenade entlang zur mit Palmen und Tischen und Stühlen eines Restaurants bestandenen Piazza. Und ja, wir finden auch, dass es hier sehr gemütlich ist. Vor allem ruhiger als in den geschäftigeren Orten des Ostufers…


Unser nächstes Ziel ist der Idro-See, den wir nach einer kurvigen Fahrt durch die Berge erreichen. Die Hauptstrecke führt nun Richtung Norden erhöht an der Westseite des Sees entlang. Wir aber biegen nach rechts ab und stoppen als Erstes am Strand von Idro, dem Hauptort am Idrosee. Danach fahren wir die Ostseite ab und finden eine kleine Straßeneinbuchtung unter Pinien, die sich wunderbar als Übernachtungsplatz anbietet. Außerdem geht es hier hinunter zu einer kleinen kieseligen Strandbucht, die wir ganz für uns allein haben! Perfekt! Hier bleiben wir!

Den restlichen Tag genießen wir hier in Badeklamotten die Sonne. Zum Baden ist der See aber viel zu kalt! Brrr.


Am nächsten Tag geht die Fahrt weiter durch die Berge zum kleinen Ledrosee, an dem es touristischer zugeht als am Iseosee, was wohl an der Nähe zum Gardasee und am Wochenende liegt. Besonders für Motorradfahrer ist die Fahrt durch die Berge zu den verschiedenen Seen eine beliebte Strecke. Wir machen hier am Ledrosee auch nur eine kurze Kaffeepause in unserem Bus mit Blick auf den See. Uns ist es hier einfach zu voll. Außerdem es auch ziemlich frisch und bewölkt, so dass der See und die ihn umgegebene Bergwelt trist wirken. Also geht`s weiter zum Gardasee, genauer gesagt nach Riva del Garda, der Stadt an der Nordspitze des Gardasees. Riva del Garda ist relativ groß und wir sind schon nach kurzer Zeit von den ganzen Kreiseln genervt. Noch nerviger wird es an der „Gardesana“, so der Name der Seestraße, die um den Gardasee verläuft. Hier ist nämlich Stau angesagt! Autos, Motorräder, Fahrradfahrer und Fußgänger ohne Ende! Wir schaffen es trotzdem jede Menge Campingplätze abzuklappern, bis wir am Ende von Torbole, der Nachbarstadt Rivas, angelangt sind. Die Campingplätze waren zwar alle frei, aber die Preise haben uns ziemlich schockiert. Zwischen 30 und 37 €, teilweise exklusive Wifi, ist uns echt zu teuer. Zumal viele von ihnen enicht wirklich schön, laut und überfüllt waren. Neee, danke. Was nun machen? Auf dem letzten Campingplatz nehme ich unseren Campingführer zur Hand und schaue nach Plätzen am Ostufer des Sees. Der nächste Ort wäre Malcesine. Dort gibt es laut Campingführer zwei Campingplätze, und der zweite, den ich anrufe, kostet nur um die 20 € + 5 € für 10 Stunden Internet. Na bitte! Also folgen wir dem Stau weiter aus der Stadt heraus, wo er sich bald lichtet. Allerdings steht nun die Gegenspur kilometerweit im Stau. Gleich hinter einem Tunnel fahren wir an einer größeren Straßeneinbuchtung vorbei, die wir spontan als Schlafplatz in Betracht ziehen, und drehen ein paar hundert Meter weiter wieder um. Es ist nämlich bereits 18 Uhr. Wozu jetzt die Übernachtung und Internet zahlen, wenn wir eh bald schlafen gehen. Da kann man den Platz ja gar nicht richtig nutzen.
Am nächsten Morgen ist es bewölkt und relativ kalt. Nach dem Frühstück machen wir uns gleich auf den Weg zu dem günstigen Campingplatz namens „Lombardi“ in Malcesine, den wir gestern angerufen hatten. Bis dahin sind es ca. 8 Kilometer. Als wir dort ankommen, wissen wir auch warum er so günstig ist. Es gibt 2 Bereiche. Der hintere ist der teure Campingplatz für über 30 € pro Nacht. Der vordere ist ein reiner Stellplatz für Campervans ohne Ausbreitmöglichkeit für z. B. Campingtisch- und Stühle oder Wäscheleinen. Daher so „preiswert“. Allerdings ist die Dusche nicht inklusive und soll 1,50 € für 5 Minuten(!!!) kosten. Abzocke. Und Internet kostet natürlich auch extra. Ach, und Strom auch nen Euro und Kurtaxe 0,40 Cent pro Person. Die Italiener wissen halt wie man das Geld eintreibt, wahrscheinlich noch genetisch veranlagt aus der Römerzeit. Kotz. Außerdem darf man nur 2 Nächte dort stehenbleiben. Restriktionen über Restriktionen. Macht aber auch nichts. Wir haben uns eh schon entschieden eine kurze Nummer aus dem Gardasee zu machen, zumal das Wetter ab Übermorgen auch drei volle Tage Regen verspricht. Na bitte, wird es uns noch leichter gemacht.
Wir spannen unsere Räder von unserem Bulli und strampeln auf der Straße, an der unser Stellplatz liegt, ca. 3 Kilometer bergauf und bergab, bis wir die Altstadt von Malcesine erreicht haben. Hier schließen wir unsere Fahrräder vor dem Spar-Supermarkt an und schlendern durch die eigentlich urigen und gemütlichen Gassen, wäre nicht alles voll von Touris. Man kann sich aber trotzdem doch ein wenig vorstellen, dass es Goethe hier mal malerisch gefunden haben muss – auch wenn sich nun in den Hauptgassen eine Pizzeria, Gelateria, Boutique und andere Einkehrmöglichkeit an die andere reiht – und sich die Touristen gegenseitig auf die Füße treten. Jetzt zwar noch nicht ganz so extrem wie wohl höchstwahrscheinlich zur Hochsaison im Sommer, aber es reicht mir jetzt schon.
Zurück auf dem Campingplatz, äh, tschuldigung auf dem „Stellplatz“, kundschafte ich erst einmal aus, ob die Duschen auf dem „richtigen“ Campingbereich hinter unserem Stellplatz auch gebührenpflichtig sind. Und nein, diese sind offen. Es gibt noch nicht einmal einen Code oder Schlüssel für die Türen. Super! Gebongt. Wie dumm nur von dem Campingplatzbetreiber, halt keine deutsche Durchdachtheit, wa?! Ha! Das Duschen kombinieren wir dann mit dem Waschen unserer Wäsche, was man als Stellplatznutzer darf (ja, wer hätte das gedacht), dann  fällt es vielleicht nicht so auf. Andererseits ist mir das auch piepegal. Doch heute wird es nix mehr mit Duschen und Waschen, wir quatschen einfach zu viel über unsere zukünftige Reiseroute und Pläne, die wir nun gern ändern würden, da uns einiges ziemlich auf den Zeiger geht. Es ist schon ziemlich anstrengend sich immer einen kostenlosen Platz zu suchen unter Berücksichtigung von unserem Wasserge- und verbrauch, dem Leeren der Toilette, Duschen, Einkaufen, etc. Aber Campingplätze zu zahlen, geht ganz schön ins Geld, zumal einige es nicht ansatzweise wert sind. Da lohnt es sich schon mehr, eine Airbnb-Unterkunft zu buchen… Naja, mal schauen, ihr werdet ja lesen wie es weitergegangen ist… Vielleicht müssen wir auch einfach mal das Land wechseln.
Am nächsten Tag suchen wir erstmal die Waschmaschine und den Trockner auf, die sich ja beide auf dem Campingplatz befinden. Das nutze ich aus und verschwinde nach Befüllen der Waschmaschine gleich in den Duschen. Doch die Freude über eine kostenlose, heiße Dusche bleibt aus. Die Dusche ist kalt! Zwar nicht a….kalt, ein leichter lauwarmer Strahl strömt hin und wieder durch die Mitte. Na, super! Kurz überlege ich, das Duschen hier zu canceln, vor allem weil ich feststelle, dass ich auch noch meine FlipFlops vergessen habe, so dass ich mit nackten Füssen auf den kalten Fliesen stehen müsste. Doch ich überwinde mich, es wird eine schnelle Nummer, danach bin ich durchgefroren. Zurück im Bus brühe ich mir erst einmal meinen selbst gemixten Kräutertee mit wärmenden Kräutern. Das tut gut!
Da der Wetterbericht für die nächsten 3 Tage nur Regen verspricht, haben wir uns entschlossen die Regentage auf einem günstigen Campingplatz auszuharren. Günstig geht am Gardasee aber nicht. Daher haben wir uns in unserem den Campingführer den Campingplatz „La Spiaggia“ am Lago di Caldonazzo (eine Stunde nördlich vom Gardasse und östlich von Trient liegend) für 21 € pro Nacht (all Inclusive auch HEISSE Duschen, Internet und Strom) herausgesucht. Na, wer sagt`s denn! Wir bleiben hier die nächsten 3 Nächte. Während unseres Aufenthaltes hier geht uns das Gas aus. Wir haben zwar noch eine drei Viertel volle als Reserve dabei, aber trotzdem muss die leere ja nun wieder aufgefüllt werden. Das gestaltet sich allerdings schwierig. Die italienischen Gasflaschen haben andere Maße oder Anschlüsse. Größe und Anschlüsse sind in Europa auch nicht genormt.
Am vierten Tag, auf dem Rückweg zum Gardasee, kommen wir aber an einer Werbung für das Auffüllen von Gasflaschen vorbei und biegen gleich auf den Hinterhof ab. Perfekt! Der Herr will uns die Flasche in einer Stunde auffüllen. Wir aber wollen aber zum Gardasee weiter, denn es ist heute Sonnenschein-Wetter. Da wollen wir keine Zeit verlieren. Kein Problem, wir können die gefüllte Gasflasche auch in ein paar Tagen auf dem Rückweg in Richtung Dolomiten abholen.
Wieder in Malcesine angekommen, mieten wir uns erneut bei dem Stellplatz mit den kalten Duschen und dem schlechten Internet ein – und mich nervt der Gardasee jetzt schon wieder. Es ist viel Verkehr inklusive knatternder Motorräder. Und auf dem Stellplatz wird es auch immer voller. Fünf befreundete Familien rollen an und haben Parkprobleme, weil ihre Wohnmobile so groß sind. Ein Palaver und Gekurve. Nebenan kreischen wieder die Kinder und der stetige Speckgeruch vom benachbarten Restaurant lässt langsam schon einen Würgreiz aufkommen. Da kann ich irgendwie nicht nachvollziehen, dass der Campingplatz eine Auszeichnung bei einer Online-Plattform „Zoover“ bekommen haben soll. Ne, also Gardasee und ich werden keine Freunde.
Eine kleine Spritztour auf dem Fahrrad entlang des Sees soll etwas Abstand und Abwechslung bringen. Aber was erwarte ich, es ist doch Wochenende mit bestem Wetter! Da wird die Fahrradtour zur Slalomstrecke. Überall Fußgänger, denen man ausweichen muss, und dann die Straße mit dem durchgehenden Verkehrslärm. Es ist Highlife. Segler, Paraglider, etc. Ne, nix für mich, ich brauche Wildnis, Natur und Ruhe. Da kann auch der ganz nette Weitblick über weiße Steinbuchten und das klare Wasser bis zur Nordseite des Gardasees nicht mehr viel bei mir bewirken.

Ich freue mich auf die Wanderung morgen. Da wollen wir mit der Seilbahn hoch auf den Monte Baldo fahren, oben ein bisschen umherwandern und 1650 Höhenmeter(!) wieder runterwandern. Erstens, weil wir uns die Rückfahrt sparen wollen und zweitens, weil wir während des Abstiegs eine ständige Sicht auf den Gardasee haben werden. Wir könnten auch hinauflaufen, dass würde aber 5 Stunden dauern…
Am nächsten Tag scheint wie angekündigt die Sonne! Also geht`s hinauf auf den Bergrücken des Monte Baldo, der mehrere Bergspitzen umfasst und den man uneingeschränkt als den Hausberg des Gardasees nennen darf! Aber erst einmal müssen wir zur Talstation der Seilbahn kommen, mit der wir hinauf auf die Hochebene „Tratto Spino“ fahren wollen.
Um 11:30 Uhr steigen wir in den Bus, der direkt vor unserem Campingplatz hält. An der Station angekommen dann der Schock: eine Mega-Schlange vor den Ticketschaltern, und dann sehen wir durch das Glasgebäude auch noch, dass sich die Leute bis in den zweiten Stock hochschlängeln! Oh nee! Aber kein Wunder, heute ist Sonntag und Bombenwetter. Und außerdem fährt die Gondel nur alle 30 Minuten. Aber so lange anzustehen, habe ich überhaupt keine Lust! Wollen wir das wirklich heute machen? Morgen wäre es wahrscheinlich leerer, aber da soll es wieder regnen. Also beugen wir uns der Masse und stehen an. Nach ca. 45 Minuten sind wir endlich dran und können unser Ticket für die Hochfahrt kaufen – 15 € p.P. Hin und zurück würde 22 € kosten, wir wollen ja aber hinunterwandern. Günstiger und schneller kann man von der anderen Seite des Berges hinaufkommen, und zwar mit einem Sessellift für 5 €. Dazu müsste man aber erst einmal mit dem Auto dorthin fahren und das würde eine längere Anfahrt bedeuten. Außerdem wollen wir ja hinunter nach Malcesine wandern. Wenn wir unseren VW Bus aber auf der anderen Seite parken würden, könnten wir das nicht machen.
Nach Bezahlung an den Kassen geht das Anstehen weiter und das Geschlängel die Treppen bis in den zweiten Stock hinauf. Um 14 Uhr dürfen wir endlich in die Gondel einsteigen. Die Sicht aus der Gondel ist natürlich super! Aber kurze Zeit später müssen wir schon wieder umsteigen, und zwar an der Mittelstation. Hier warten wir auch nochmal ca. 15 Minuten. Dann geht`s endlich weiter. Diesmal stehen wir vorn, so dass wir bei der Hochfahrt eine freie Sicht auf den See haben. Aber die Gondel dreht sich langsam um sich selbst, so dass jeder mal in den Genuss der freien Sicht kommen kann.
Auf  der Hochebene Tratto Spino angekommen, ist erst einmal umziehen für uns  angesagt, denn hier oben auf 1760 Meter ist es um einiges frischer als unten am See. Dann geht`s aber los! Zuerst stapfen wir ein paar Meter hoch zum Berg Colma, von dem man eine wunderbare freie Sicht auf den Gardasee Richtung Süden hat. Wir kommen hier an einem fotogenen gelben Haus vorbei, wo ich gern ein Foto machen würde. Doch das lasse ich dann lieber, denn noch rechtzeitig bemerke ich ein Mädel, das sich an der Hauswand festhält und soeben übergeben hat. Wahrscheinlich ist ihr das leichte Geschaukel und Gedrehe der Gondel nicht bekommen. Ich muss sagen, ich habe mich tapfer gehalten, aber vermutlich hätte es bei mir auch nicht mehr lange gedauert, denn rechts neben mir stand ein Mädel, das offensichtlich vergessen hatte ihr Deo aufzutragen. Dahingegen hatte die Russin links neben mir scheinbar in ihrem süßlich riechenden Parfum gebadet. Ein Kontrast der Gerüche, damit kam mein Magen irgendwie nicht so klar.
Hier oben auf der flachen Ebene des Colma nutzen jede Menge Paraglider das heutige Wetter und starten von hier oben. Eine ganze Weile schauen wir ihnen zu.

Anschließend gehen wir bis zum Nordende des Berges, wo es einen Aussichtspunkt über den nördlichen Teil des Garadsees bis nach Riva del Garda gibt. Die meisten drehen hier nun wieder um und gehen zurück zur Seilbahn, wir aber gehen einen steilen steinigen Weg rechts hinunter und biegen unten an der Straße links auf den Sentiero del Ventrar ab. Der Weg führt nun sehr schmal um die Nordseite und Felsspitzen des Berges Colma herum und ist nur schwindelfreien Wanderern zu empfehlen, denn neben dem Wanderweg geht es ungesichert steil bergab!  Schon in den Cinque Terre ist mir bewusst geworden, dass ich nicht ganz schwindelfrei bin. Somit wird diese Strecke ziemlich anstrengend für mich. Zum Glück gibt es an sehr brenzligen Stellen hin und wieder Stahlseile zum Festhalten. Das Hinunterschauen zwischen den Felswänden spare ich mir aber oder schiele nur kurz mal zur Seite. Auch wenn Kolja immer wieder begeistert ausruft: „Schau mal Schatz, wie krass es hier runter geht! Genial!“ Ja, ganz große Klasse! Bin ich froh, als wir auf den Weg treffen, der hinunter nach Malcesine führt! Nun haben wir auch wieder einen schönen Panoramablick über den Gardasee Richtung Süden…

Herrlich diese Weitsicht! Der folgende Abstieg wird nun aber zur Tortur. Am Anfang haben wir unentwegt einen freien Blick über den See und genießen diesen ein letztes Mal auf einer Bank. Dann geht es hinein in den Wald und relativ steil bergab. Zum Glück aber auf grob asphaltierter Straße. Trotzdem überanstrengt das Hinabgehen und Abbremsen schon nach kurzer Zeit unsere Beinmuskeln und Knie. Und dann will und will die Mittelstation nicht kommen. Diese wäre nämlich schon mal unser nächster Anhaltspunkt, denn von dort aus dürfte es nicht mehr so weit zu unserem Campingplatz sein. Doch als wir schließlich an der Mittelstation ankommen, dann der Schock: Noch eine Stunde Wanderzeit bis Malcesine, steht da auf einem Schild! Och nö! Aber nützt ja nichts… Die letzte Seilbahn ist eh schon vorbeigefahren, denn mittlerweile ist es schon 19 Uhr. Wir orientieren uns nun an unserer Navi-App, denn unser Campingplatz liegt nicht direkt in Malcesine, sondern etwas außerhalb nördlich des Ortszentrum, somit wäre es blöd, erst dorthin und dann nochmal eine halbe Stunde zu unserem Campingplatz zurückzulaufen. Besser ist es , wenn wir schon oberhalb den richtigen Weg einschlagen. Und es klappt! Bald schon befinden wir uns auf der „Via Panoramica“, der Panoramastraße von Malcesine. Dieser folgen wir Richtung Norden und nehmen zwischendrin eine Abkürzung. Unten an der Straße angekommen, an der unser Campingplatz liegt, zieht sich der Weg. Um 20 Uhr kommen wir endlich bei unserem Willi an! Jetzt eine heiße Dusche, das wär`s! Doch wir hatten ja beim letzten Mal schlechte Erfahrungen mit den Duschen hier gemacht. Aber egal, eine kalte Dusche würde ich auch nehmen. Und wir haben Glück, das Wasser ist heiß! Was für eine Wohltat!
Am nächsten Tag verlassen wir Malcesine über die Via Panoramica, von der man immer wieder schöne Aussichten auf den See und am Ende auch auf die Altstadt von Malcesine und seine Scaligerburg hat.

Nun geht es auf der Gardesana weiter Richtung Süden. Hier auf der Ostseite heißt die Gardesana übrigens „Orientale“, auf der Westseite „Occidentale“. Kurze Zeit später fängt es auch schon zu tröpfeln an. Als wir den Ort „Torri di Benaco“ erreichen, der ein Besuch wert wäre, regnet es schon in Strömen. Es macht bei diesem Wetter absolut keinen Sinn, sich etwas anzuschauen. So fahren wir direkt den Campingplatz „Fossalta“ in Lazise-Fossalta an. Hier ist bei 18, 50 € die Nacht alles inklusive, selbst das Internet.
Am nächsten Tag nehmen wir uns Sirmione vor. Sirmione liegt im Süden des Gardasees an der Spitze einer 4 Km weit in den See hineinragenden schmalen Halbinsel und ist das Touristenziel Nummer 1 am Gardasee. Wir machen uns schon auf jede Menge Verkehr und Massenschieberei durch die Gassen gefasst. Sirmiones Altstadt kann man nur durch ein einziges Tor erreichen. Gleich zur Rechten befindet sich dann auch schon die guterhaltene Wasserburg der Scaliger.

Wir zahlen 5 € Eintritt und schauen uns die Burg dann von innen an. Es gibt aber nicht wirklich Spektakuläres zu entdecken. Highlight ist lediglich der Festungsturm, von dem man zu allen Seiten auf den Gardasee schauen kann.

Anschließend stürzen wir uns ins Tourigewimmel und schlendern bis zur Spitze der Halbinsel. An einer Stelle kommt man an dem Gebäude eines alten kleinen Thermalbades vorbei. Hier gibt es unter dem See schwefelhaltige Quellen, und einige Leute sitzen in einem provisorisch angelegten Steinkreis im warmen Wasser und lassen sich den Schwefelgeruch um die Nase ziehen.
Am Ende der Halbinsel kann man sich auf vorgelagerten Steinen sonnen oder durch eine gartenähnliche Parkanlage hinauf zur römischen Anlage „Grotten de Catull“ gelangen, bei der es sich vermutlich um die Überreste eines kaiserlichen Palastes handelt. Aber nochmal 5 € zu bezahlen, sehen wir nicht ein.

Somit schlendern wir durch die Gassen wieder zurück zum Altstadttor und zurück zum Parkplatz.


Bevor wir nun nach Westen abbiegen, fahren wir noch ein Stück zurück, da wir auf der Hinfahrt an einem Penny-Markt vorbeigekommen waren. Meine Augen fingen sofort an zu leuchten, denn bei Penny hatten wir immer den leckeren Bio-Bergkäse gekauft. Und hier in Italien gibt es keinen leckeren Käse. Nein, Käse können die Italiener wirklich nicht. Den einzigen, den man hier genießen kann, ist Hartkäse a la Parmesan. Der Rest schmeckt mehr oder weniger gleich und gleich langweilig und teilweise widerlich. In der Hoffnung, dass es bei Penny nun unseren geliebten Bergkäse gibt, halten wir dort an. Doch leider werden wir enttäuscht. Es gibt hier nicht die gleichen Produkte wie in Deutschland. Immer nur Gouda, Edamer, Emmentaler und Parmesan. Keine große Vielfalt.
In einer Straßeneinbuchtung auf einem Hügel mit Blick auf den Gardasee bleiben wir zum Übernachten stehen. Doch lange haben wir nichts von dem schönen Blick, denn es ist bereits bewölkt und später fängt es in Strömen an zu regnen.
Am folgenden Morgen regnet es noch immer. Schade, denn wir wollten heute gern die gesamte Westseite des Gardasees abfahren. Aber wir haben Glück, gegen Mittag hört es auf zu regnen und die Sonne kommt hervor.
Den ersten Ort, den wir am Westufer besuchen, ist Salo, der in keinem unserer beiden Reiseführer erwähnt wir, zu Unrecht wie wir finden, denn die alten Herrenhäusern und Villen an der langen Seepromenade versprühen irgendwie ein Flair a la Havanna. Außerdem laufen hier wenig Touristen herum, was mal sehr angenehm ist.


Als Nächstes stoppen wir in Gargnano und schlendern hier kurz an der Mini-Seepromenade entlang. Weiter geht`s zum kleinen Ort Campione del Garda, der auf einer kleinen Halbinsel vor einer Schlucht und steil aufragenden Felsen liegt. Anstatt nun weiter an der Seestraße zu fahren, entscheiden wir uns in die Berge, auf die Hochebene von Tremosine zu kurven. Die Straße ist nichts für ängstliche Fahrer und schon gar nichts für Wohnmobile über 3 Meter. Da passen wir mit unseren fast 2,70 Meter Höhe gerade mal  so hindurch. Schmal schlängelt es sich hier nämlich in Serpentinen durch die wildromantische Brasa-Schlucht, hin und wieder durch in den Berg gehauene Tunnel, in denen es überall tropft und unter überhängende Felswänden hindurch. An einer Stelle ist die Straße sogar so eng, dass eine Ampel den Verkehr regelt, so dass entweder die Hinunterfahrenden oder die Hochfahrenden über eine Strecke von mehreren hundert Metern Vorfahrt haben. Sobald man die Schlucht verlassen hat, erreicht man oben das Städtchen Pieve mit Supersicht auf die Ostseite des Gardasees auf Höhe von Malcesine bis hinunter in den Süden des Sees. Hier gibt es sogar ein Restaurant, dessen Wintergarten-Terrasse direkt über dem See schwebt.

Unsere Fahrt geht weiter auf der Hochebene nach Vesio. Von hier hat man noch einmal einen grandiosen Blick über Pieve und den See Richtung Süden. Auf dem Weg wieder hinunter zum See machen wir an einer Picknickstelle eine kleine Brotzeit mit schönem Blick auf den See Richtung Norden. Nun ist es mittlerweile auch schon 17 Uhr, als wir Limone erreichen –  unser letztes Ziel für heute.In Limone stehen viele Hotels, die sich an die Felsen schmiegen. Da es schon so spät ist, schlendern wir hier nur kurz durch die urigen Gassen hinunter zum Hafen, zur Seepromenade und weiter zum weißen Kieselstrand. Der Blick von hier auf die Ostseite des Sees und Malcesine ist herrlich! Diesen genießen mittlerweile auch schon wieder ein paar mehr Touristen.
Das restliche Stück zurück nach Riva del Garda geht spektakulär an der Küste entlang. Hier wurde übrigens auch eine Szene aus dem James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ gedreht.
Unsere Fahrt geht weiter durch das Tal nördlich von Riva del Garda, wo wir in Gaggiolo unsere Gasflasche abholen, die wir dort ja zum Befüllen gelassen hatten. Ein paar Kilometer wieder zurück Richtung Riva biegen wir nach Dro ab, wo wir auf einem kleinen Picknick-Parkplatz zum Übernachten stehen bleiben. Hier gibt es sogar mobile Baustellentoiletten, die aber leider verschlossen sind. Schade.
Ab nun lassen wir die oberitalienischen Seen hinter uns und nehmen uns unsere nächste Region vor: die Dolomiten. Dazu dann mehr in unserem nächsten Blogeintrag…

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