Schweiz

Grüezi Schwyz – Buongiorno Tessin

Der Start am Nachmittag des 19.03. verheißt nichts Gutes. Unser „Willi“ springt mal wieder nicht an. Diesmal auch nicht nach dem 3. oder 4. Zünden, denn die Batterie ist komplett leer! Verdammt! Doch wir wollen endlich los und ignorieren die Symptome. Da wir ja schon seit einiger Zeit hin und wieder Probleme haben unseren Bulli zu starten und bisher keiner so wirklich die Ursache gefunden hat, haben wir uns in weiser Voraussicht einen sogenannten „Booster“, ein Starthilfe-Akku-Pack gekauft (Autostarthilfe von AFTERPARTZ® DO-06), das wir direkt an die Batterie anschließen können. Und damit springt Willi sofort an! Los geht`s! Aber ein Traumstart ist das nicht…
Da es nun mittlerweile schon am frühen Abend ist, kontaktieren wir einen Freund von Kolja, der bei Rastatt auf einem Hof in einem Restaurant arbeitet und auch dort wohnt. Dort dürfen wir über Nacht auf dem Parkplatz bleiben und bekommen sogar ein Stromkabel gelegt.
Am nächsten Morgen springt Willi sofort an! Bingo! Nach zwei Stunden überqueren wir die französische Grenze bei Freiburg/Mulhouse. Hier möchten wir gern an der nächsten Tankstelle halten und tanken oder einfach nur etwas kaufen, denn wir brauchen die Kaufbelege zum Nachweis für unsere Auslandskrankenversicherung.

Zur Langzeit-Auslandskrankenversicherung:  Sollte man im Ausland Leistungen in Anspruch genommen haben, muss man die Belege bei der Auslandskrankenversicherung einreichen mit einem Nachweis, dass man die Grenze auch am ersten Versicherungstag  tatsächlich überschritten hat. Im Normalfall ist dies ja ein Flug- oder Bahnticket. Überquert man die Grenze mit dem Auto oder zu Fuß benötigt man einen Kaufbeleg eines Geschäftes gleich hinter der Grenze.
Wir finden eine Tankstelle mit 24-Stunden-Automat, an dem man nur mit Kreditkarte zahlen kann. Und dann ein Desaster nach dem anderen. Kolja gibt seine PIN-Nummer 2x falsch ein, die Karte wird sofort gesperrt. Na super! Aber kein Wunder, wenn man die Aktivierungs-PIN eingibt. Kolja hatte gedacht, diese wäre nun seine neue PIN-Nummer, aber diese muss man ja heutzutage erst am Bankautomaten wählen. Und dann springt Willi wieder erst nach dem 3. Zünden an. Oh, neee! Jetzt reicht`s! Wir drehen wieder um und fahren zurück nach Bad Liebenzell und stehen um 19 Uhr wieder vor dem Bio-Laden von Koljas Mutter.
Am nächsten Tag fragen uns die Mitarbeiter, wie unsere Europa-Tour war. Ha, ha, witzig! Kolja beantragt gleich am Morgen eine neue Aktivierungs-PIN. Danach suchen wir eine Werkstatt auf. Der Defekt wird noch am selben Tag gefunden. Der Zündschalter ist verschleißt, mal finden die Metallplatten bei Zünden Kontakt, mal nicht. Am nächsten Tag ist ein neuer Zündschalter drin, die PIN kommt den Tag darauf. Am Donnerstag können wir endlich unseren 2. Start wagen. Die Route über Frankreich haben wir aber nun gecancelt. Bis zur ligurischen Küste in Italien würden wir doppelt so lang brauchen wie über die Schweiz. Und dementsprechend natürlich auch doppelt so viel Diesel verheizen. Da kommt uns die Schweizer Autobahn-Vignette mit 38, 50 € günstiger. Außerdem reizt uns die Schweiz auch landschaftlich mehr.
An der Schweizer Grenze stoppt uns der Zoll. Fragen nach der mitgeführten Menge an Alkohol, Fisch, Fleisch, Butter und Zigaretten sind schnell beantwortet. Alles passt. „Gute Fahrt!“
Nach einem kurzen Stopp am Rheinfall bei Schaffhausen,


suchen wir einen kostenlosen Übernachtungsplatz, doch das gestaltet schwierig. Überall Felder, keine versteckten Nischen. So fragen wir kurzerhand einen Bauern, der in seinem Kuhstall gerade am Melken ist, ob wir über Nacht auf seinem Hof stehenbleiben können. Und das dürfen wir.
Am nächsten Tag geht`s weiter zum Vierwaldstätter See, der sich in mehrere Fjordarme verzweigt. Es ist noch leicht diesig, doch der Blick auf den gewaltigen See und die Berge rundherum ist trotzdem großartig. Wir kurven auf der Straße eingeklemmt zwischen Wasser und Bergen am See entlang und finden bei Weggis einen idealen Übernachtungsplatz für die nächsten zwei Nächte: Auf einem Holzlagerplatz an einem Berghang hoch über dem See mit freier Sicht auf den selbigen. Luxus!
Am nächsten Tag steht eine Wanderung auf die „Rigi“ an, den höchsten Berg (1797 Meter) des Vierwaldstätter Sees an. Es geht immer bergauf, aber die Strapazen werden ja schließlich meistens auch mit einer guten Aussicht belohnt. So auch diesmal. Vom „Chänzeli“ und von „Rigi Kaltbad“ genießen wir eine traumhafte Sicht auf den See und die schneebedeckten Alpen dahinter.

Ganz zur Spitze der „Rigi“, zur „Rigi Kulm“ schaffen wir es heute nicht mehr, dafür ist es schon zu spät. Aber unser Abstieg wird mit einem eindrucksvollen Sonnenuntergang über dem See gekrönt. Gänsehaut-Stimmung!


Unser nächstes Ziel ist das Kanton „Tessin“. Und dann passiert uns das, was ein jeder Tourist in der Schweiz fürchtet: Wir werden in einem Tunnel geblitzt! Neeeiiiiin!!! So ein Ober-Mist-Ärger! Und das, obwohl wir uns bisher immer exakt an die Geschwindigkeiten gehalten haben. Aber anstatt gleich auf 80 Km/h abzubremsen, haben wir Willi ausrollen lassen, doch hinter dem Schild kam gleich der Blitzer. Schweinebacken. Das kann teuer werden. In der Schweiz gibt es kaum Toleranzgrenzen und 5 Km/h zuviel können schonmal mit 70 € zu Buche schlagen. Dann dürften es bei uns ca. 150 € werden.
Aber abwarten, grenzüberschreitende Behördenpost dauert.
Hinter dem Gotthard-Tunnel werden wir mit blauem Himmel und Sonnenschein begrüßt. Buongiorno im Tessin, der italienischen Schweiz! Aus geplanten etwa 3 Tagen wird eine Woche, denn uns gefällt`s im Tessin so richtig gut!
Da ist der Lago Maggiore, der genauso paradiesisch aussieht wie sein Name klingt. Hier trifft alpine Bergwelt auf mediterranes Flair, nicht schwer zu erkennen an den ganzen Palmen. Natürlich schlendern wir über Asconas kleine Seepromenade mit seinen bunten Häusern und bewundern den See, der sich weit vor einem öffnet, ebenso die mit alten und modernen Häusern bestückten grünen Berghänge ringsherum.

Einen schönen Blick über den See hat man zwischen den palmenbestandenen Häusern und paradiesischen Gärten von Ronco s/Ascona.

Auch das Wandern kommt für uns nicht zu kurz. Nach einer schwindelerregenden Fahrt auf einer schmalen Serpentinenstraße hinauf nach Monte Bre, geht`s für uns per Pedes bergauf weiter auf den Hausberg von Ascona, den „Cardada“. Von einer Plattform kann man hier auf den Lago Maggiore Richtung Süden schauen. Aber das Tessin hat noch mehr zu bieten als den Lago Maggiore und die anderen Seen (Luganer See, Comer See). Da sind die vielen wildromantischen Täler, die uns gefesselt haben. Das Valle Maggia zum Beispiel. Links und rechts von Bergen eingerahmt fließt hier die glasklare grün-blaue Maggia über ein weiß geschliffenes Kiesbett Richtung Lago Maggiore.

Die Dörfer im Maggia-Tal ähneln sich und bestehen aus einem Mix von alten, dunkelgrauen Tessiner Steinhäusern und neueren farbigen Gebäuden. Auch eine Kirche mit einem markanten Kirchturm, der das Dorf schon von weitem ankündigt, fehlt in keiner Ortschaft. So richtig urig wird es aber erst im Val Bavona, das nordöstlich vom Maggia-Tal abzweigt. Die Straße wird schmaler und schlängelt sich nun mäßig bergauf durch das enge Tal, dass links und rechts von schroffen Felswänden begrenzt wird, an denen hin und wieder dünne Wasserfälle hinunterfließen. Es wird immer abgeschiedener und einsamer, die Dörfer noch ursprünglicher und uriger. Sie bestehen nun ausschließlich aus dunkelgrauen Steinhäusern und wir fühlen uns wie in die Kulisse eines mittelalterlichen Historienfilms versetzt.

Besonders gefallen hat uns hier Sonlerto,

Roseto

und Foroglio mit seinem Wasserfall.

Es bringt uns richtig Spaß durch die vielen kleinen verwinkelten Gassen zu schlendern und hinter jeder Ecke etwas Neues und Individuelles zu entdecken.

Wir sind begeistert davon, wie die Bewohner ihre Häuser in die Natur integriert haben. Einige Steinhäuser schmiegen sich sogar an die riesigen umherliegenden Steine und nutzen sie teilweise als Hauswand. Und die Bewohner eines Hauses können sich sogar über einen kleinen Wasserfall in ihrem Garten freuen, der zwischen Steinen hindurchplätschert. Wie im Märchen! Jedes Haus ist individuell gebaut, jeder Zentimeter wird genutzt, sei es als kleine Terrasse, Garten oder Abstellbereich. Nur schwer können wir uns von dem Tal lösen.


Unser „Willi“ im Val Bavona

Zu guter Letzt nehmen wir uns noch das Valle Verzasca vor, das einen gleich am Tal-Anfang mit dem berühmten Verzasca-Staudamm begrüßt, von dessen Brücke sich schon 007 beim Bungee-Jumping in die Tiefe gestürzt hat. Das Verzasca-Tal ist sehr abwechslungsreich und wunderschön, und eines der Hauptbesuchsziele des Tessins, daher ist auch jeder Parkplatz gebührenpflichtig. Entweder zahlt man stundenweise oder löst eine ParkingCard, TrekkingCard oder CamperCard und kann dann auf den entsprechenden Parkplätzen parken. Uns ist das aber zu teuer. Am Ende des Tals, auf dem großen Parkplatz in Sonogno bleiben wir einfach über Nacht stehen ohne eine Karte zu lösen. Ist ja noch Vorsaison, da wird schon keiner kontrollieren.

Am nächsten Tag unternehmen wir eine kleine Wanderung zum schönen Wasserfall „Froda“

und treiben auf dem Rückweg eine Ziegenherde vor uns her. Kurzerhand wird Kolja von einigen Ziegen als Hirte akzeptiert, die ihm brav hinterherdackeln.


In Brione marschieren wir ins Seitental Val Osola, in dem der Fluss Osola im Wechsel in tiefen, schmalen und vom Wasser ausgewaschenen Schluchten oder über glattgeschliffene Felsen strömt.

Im Sommer bieten sich an einer Stelle natürliche Wasserbecken zum Schwimmen und Abkühlen an.


Lavertezzo punktet mit seiner zweifach geschwungenen Römerbrücke, von der man auf die vom Fluss kunstvoll geschliffenen und riesigen Steinformationen blicken kann. Ein Mix aus großen, weißen, glatten und rötlich-braun gestreiften Steinen, zwischen denen man im Sommer sogar tauchen  kann.

Dazu ist jetzt allerdings noch zu kalt. Aber auf ihnen herumzuklettern und die Formationen und Farben zu bestaunen, klappt jetzt prima, da der Wasserstand noch relativ niedrig ist. Die Szenerie mit Römerbrücke, den Felsen und der Kirche von Lavertezzo im Hintergrund ist absolut gemäldereif!


Am nächsten Tag verabschieden wir uns mit einem letzten Blick von Ronco s/Ascona auf den Lago Maggiore, dann treten wir die Fahrt Richtung Süden und gen Italien an.

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